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Mein Berufsalltag als Pflegeexpertin


04. August 2014

Käthi Koblet - Pflegeexpertin Praxis am Kinderspital Zürich

Nach 20 Jahren Berufserfahrung in der Kinderpflege hat sich Käthi Koblet (50) dazu entschieden, ein BSc-Studium in Pflege zu machen. 2009 hat sie ihr Bachelor-Diplom der ZHAW erhalten und arbeitet heute als Pflegeexpertin Praxis (PE-Praxis) im Kinderspital Zürich.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

Ich wohne ausserhalb von Winterthur und ich bin um Punkt sieben Uhr in der chirurgischen Pflegeabteilung des Kinderspitals Zürich für die Frühschicht. Dort logge ich mich erst einmal im Computer ein und lese die Dossiers meiner Patienten, so dass ich auf dem aktuellen Stand bin. Bevor um acht Uhr die Visite mit den Chirurgen beginnt, schaue ich noch bei den Kindern und ihren Eltern im Zimmer vorbei, um mir selber ein Bild machen zu können. Die Visite ist sehr wichtig und dauert etwa eine halbe Stunde. Danach habe ich Zeit für die Patienten: Medikamente bringen, Infusionen stecken, mobilisieren, motivieren, anleiten, informieren... Danach versammelt sich das gesamte Team zur pflegerischen Kurzbesprechung und schaut, ob wir am Tagesplan etwas anpassen müssen. Bei der "Arbeit am Bett" ist es ein ständiges Kommen und Gehen. Da hilft jede jedem, das gefällt mir an dieser Arbeit. In den Mittag gehen wir in zwei Schichten, damit die Kinder nie unbeaufsichtigt bleiben. Nach dem Mittag müssen die Dossiers nachgeführt werden für die Spätschicht, die um 14 Uhr beginnt. Nach der Übergabe zieht sich das gesamte Frühdienstteam zurück für die Reflektion des Tages und die Bewertung der subjektiven Arbeitsbelastung. Um ca. 16.30 Uhr ist mein Arbeitstag zu Ende und ich mache mich auf den Heimweg.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf? Gibt es etwas, das Sie nicht gerne machen?

Die Kunst an meinem Beruf ist es, in der Hektik immer die Ruhe zu bewahren und diese auch auszustrahlen. In dieser Ruhe kann ich mich auf das Kind und seine Eltern einlassen, das ist in Vierbett-Zimmern nicht immer so einfach. Diese enge Zusammenarbeit mit den Kindern und Eltern gefällt mir. Z.B.  haben Mütter manchmal Mühe, ihr krankes Kind loszulassen. Da ist es dann wichtig, die richtigen Worte zu finden. Da bin ich als Kommunikatorin gefordert. Ich staune auch immer wieder darüber, wie die Kinder auch trotz z.T. schwerer Behinderung ihren Alltag als "normal" betrachten. Der zweite Punkt, den ich an meiner Arbeit sehr schätze, ist die Teamarbeit: Für einen reibungslosen Ablauf braucht es jeden und jede und niemand hat das gesamte Wissen oder Können, aber alle zusammen ermöglichen wirklich Grosses auf unserer Abteilung. Das macht mir immer wieder Eindruck.

 

Was haben Sie nach Ihrem ZHAW-Studium gemacht?

Ich hatte bereits 20 Jahre Berufserfahrung in der Kinderpflege, als ich mich entschlossen habe, ein Timeout zu nehmen, um zu studieren. Nach dem BSc-Studium habe ich zunächst in Zürich an der HöFa Ethik unterrichtet und dann über diese Anstellung einen grossen Auftrag von der Spitex Zürich bekommen. Dieser bestand darin, alle 1'500 Mitarbeitenden im Bereich Ethik zu schulen. Das war ein sehr spannender Job, da es bei der Spitex ja eher um ältere Personen geht. Da hat mir das Studium auch viel genützt für ein strukturiertes und literaturgestütztes Vorgehen. Nach drei Jahren hat mich dann eine Freundin angerufen und angefragt, ob ich nicht im Kinderspital Zürich als Springerin 10-80% arbeiten wolle. Das habe ich dann auch gemacht und nach einem Jahr habe ich mich auf die Stelle "Pflegeexpertin-Praxis (PE-Praxis)" am Kispi beworben. Seither arbeite ich im Führungsteam der chirurgischen Pflegeabteilung im Kinderspital. Das beutet konkret etwa 20% Führungsarbeit als PE-Praxis und ca. 50% als Pflegefachfrau in der chirurgischen Abteilung.

 

Was ist Ihnen aus Ihrer Studienzeit besonderes in Erinnerung geblieben?

Am ersten Tag des Studiums war ich sehr nervös mit all den jüngeren Studierenden. Es gab eine Vorstellungsrunde und ich war so aufgeregt, dass ich komplett vergass, wo ich vorher gearbeitet habe. Dies hat in der Runde einen bleibenden Eindruck hinterlassen und später sprachen mich Mitstudierende oft im Spass darauf an: "Ah, du bist die, die nicht weiss, wo sie gearbeitet hat." Komplett neu für mich war auch die Arbeit mit dem Computer. Ich merkte schnell, dass ohne Computer gar nichts geht im Studium. Ich bin sehr froh, was ich alles in meinem Bachelor-Studium lernen konnte. Das Studium hat mich richtig beflügelt.

Auch Freundschaften konnte ich an der ZHAW knüpfen. Einige dieser Freunde arbeiten jetzt auch hier am Kinderspital in Zürich.

 

Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen? Was sind Ihre Zukunftspläne? Was ist Ihr Traumjob?

Mich interessiert der Pflegeprozess, d.h. von der Anamnese bis zum Austritt. Um mich mehr in diesem Thema vertiefen zu können, möchte ich gerne den Master in Pflege machen. Die nötigen Schritte habe ich bereits letzten Herbst eingeleitet. Ein berufsbegleitendes Masterstudium braucht aber viel Koordination, Absprache mit dem Arbeitgeber und Geduld. Wenn alles gut geht, starte ich aber diesen Herbst mein MSc-Studium in Pflege an der ZHAW. 

 

Mein Tipp an heutige Studierende.

Egal wie viel Erfahrung ihr mitbringt, nach dem Studium stehen alle gleichermassen vor einer neuen Herausforderung. Mein Tipp:"Denkt nicht, das kann ich nicht oder die Älteren können das besser." Das stimmt nicht, sie können es vielleicht etwas schneller. Bringt immer euer Wissen in die Praxis ein, so kann jede von jeder etwas lernen.

Ich empfehle zudem, ein Praktikum vor dem Studium zu machen, um ein Gefühl für die Patienten zu bekommen. Das hilft nachher im Studium sehr. Und wenn man im Praktikum gut ist, ist die Chance gross, dass man später wieder  vom gleichen Arbeitgeber angefragt wird.

 

Hier arbeite ich:


Anregungen und Feedback zu "Mein Berufsalltag als..." an online.gesundheit@zhaw.ch