• Facebook ZHAW Gesundheit
  • Youtube ZHAW Gesundheit
  • Instagram ZHAW Gesundheit
  • LinkedIn ZHAW Gesundheit

Mein Berufsalltag als Personal Trainer


7. Juli 2015

Michel Duran - Selbständiger Personal Trainer

Michel Duran (46) hat nach seinem Bachelorstudium zuerst als Physiotherapeut in der Intensivstation des Universitätsspitals Zürich gearbeitet, bevor er sich seinen Traum von der Selbständigkeit verwirklichte. Heute arbeitet er als Personal Trainer in seinem eigenen Studio und an den Wochenenden oft als Ausbildner im Fitnessbereich. Daneben hat er auch noch ein Buch über Rückenbeschwerden geschrieben.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

Ich stehe zwischen fünf und sechs Uhr auf und nach einem mehr oder weniger ausgewogenene Frühstück mache ich mich zu Fuss auf in mein eigenes Fitnessstudio, in dem ich als selbständiger Personal Trainer arbeite. Pro Tag habe ich ca. 6-8 Kunden, die ich persönlich berate und trainiere. Ein typischer Ablauf mit einer Kundin vom Start weg sieht folgendermassen aus: Wir besprechen gemeinsam das Ziel – z.B. Reha, Gewichtsmanagement, Fitnessaufbau, gezieltes Muskeltraining, etc. –, machen es gemeinsam messbar und klären Voraussetzungen und Gesundheitszustand in einem Assessement ab. Dann geht’s bereits ans Eingemachte mit Warm up und einem funktionell orientierten Check des Bewegungsapparates. Das Training ist immer persönlich und in 1:1 Betreuung. Allerdings wird es nicht direkt von ärztlicher Seite verordnet und kann somit auch nicht auf dem üblichen Weg über die Krankenkassen abgerechnet werden. Meine Arbeit sehe ich aber trotzdem klar an den Schnittstellen zwischen Physiotherapie, Fitnesscenter und leistungsorientiertem Training.

Meine Kundinnen und Kunden kommen entsprechend alle von sich aus in mein Studio, die allermeisten über persönliche Empfehlungen. Ich habe eher weniger die „Schickimicki" oder "Promi-Kunden“ sondern überwiegend ganz normale Personen zwischen 20 und 75 Jahren, die Wert auf ihre körperliche Gesundheit legen und spezifische Ziele haben, welche an anderen Orten nicht abgedeckt wurden.

Seit eineinhalb Jahren bin ich selbständig und das bedeutet vor allem auch sehr viel arbeiten: 10-14-Stunden-Tage sind derzeit keine Seltenheit und Freizeit ist eher mager bemessen. Aber diese Einschränkung nehme ich gerne in Kauf für die Realisierung meiner Ideen und Visionen. Ich geniesse meine Arbeit, auch wenn es manchmal sehr anstrengend sein kann. So zwischen 18 und 20 Uhr gehe ich dann nach Hause und geniesse den Abend mit meiner Partnerin.

Ach ja, ein Rückenbuch habe ich auch noch geschrieben ("Mein Rücken-Coach", erschienen im Beobachter Verlag) und an den Wochenenden arbeite ich meistens noch als Ausbilder für verschiedene Bildungsinstitute aus dem Bereich Gesundheit und Fitness.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf? Gibt es etwas, das Sie nicht gerne machen?

Was mir an meinem jetzigen Beruf am besten gefällt, ist, dass ich genau das machen kann, was ich schon immer wollte: Eine Schnittstelle zwischen Reha und Prävention, zwischen Physiotherapie, Fitnesstraining und Sport aufbauen. Und das kann ich komplett nach meinen eigenen Vorstellungen tun, ich bin mein eigener Chef.

Ein eigenes Geschäft aufzubauen bringt es aber auch mit sich, dass ich sehr viel arbeite. Das war mir von Anfang an bewusst und darum kann ich jetzt auch gut damit umgehen, dass am Ende vom Tag oft nicht sehr viel Zeit übrig bleibt. Mein mittelfristiges Ziel ist es, mein Arbeitspensum herunterzufahren, Kooperationen zu schaffen oder auch Mitarbeitende einzustellen. Im Moment bin ich aber noch eine One-Man-Show.

 

Was haben Sie nach ihrem Studium an der ZHAW gemacht?

Schon während dem Studium war mein Fernziel die Selbständigkeit, allerdings nicht gleich von Anfang an. Zuerst wollte ich Erfahrungen als Physiotherapeut sammeln. In meinem praktischen Modul während dem Studium an der ZHAW (sog. C-Modul) war ich in der Intensivstation des Universitätsspitals Zürich (USZ) und konnte dort nach dem Praktikum auch gleich weiter arbeiten (mit einem kurzen Unterbruch). In der Intensivstation hat es mir sehr gut gefallen und darum blieb ich dort auch rund zweieinhalb Jahre. Danach wechselte ich zu einem Startup Unternehmen im Bereich Personal Training. Dort stimmte aber die Chemie nicht und so entschied ich bald, mich selbständig zu machen. Das war der Startschuss für bodytransform.ch.

 

Wie empfanden Sie den Einstieg ins Berufsleben? Gab es Überraschungen?

Mein Übergang vom Studium ins Berufsleben ging mehr oder weniger nahtlos, da ich mein letztes Praktikum bei meinem späteren Arbeitgeber absolvierte. Weil es mir in der Intensivstaion des USZ sehr gut gefiel, fragte ich bereits während dem Praktikum, ob ich dort nach meinem Abschluss weiter arbeiten könne. Mit einem kleinen Unterbruch war dies denn auch möglich. So war ich dann plötzlich nicht mehr Praktikant sondern Physiotherapeut und verdiente - zum Glück - auch deutlich mehr bei gleicher Arbeit.

An dieser Stelle ist es vielleicht wichtig zu wissen, dass ich das Bachelorstudium mit 38 Jahren begonnen habe. Davor habe ich Geschichte studiert, das höhere Lehramt gemacht (allerdings beides nicht abgeschlossen) und während und nach dem Studium unter anderem im Fitness-Bereich gearbeitet. Das Physiotherapie-Studium war dann für mich erstens eine Ego-Ding, um mal doch noch ein Studium abzuschliessen und zweitens die logische Weiterentwicklung im medizinisch-therapeutischen Bereich, welche meine jahrelange Erfahrungen als Ausbildner im Fitness-Bereich optimal ergänzte.

 

Was ist Ihnen aus Ihrer Studienzeit besonderes in Erinnerung geblieben?

Ich kann mich gut an die Doppelbelastung während dem Studium erinnern, weil ich neben dem Bachelorstudium noch rund 50% arbeitete, oder dies zumindest probierte. Im zweiten kleinen Praktikum bin ich dann aber doch an meine Grenzen gestossen. Ich musste das Praktikum abbrechen und bekam in der heiklen Situation super Unterstützung von der ZHAW: In einer "Krisenintervention" schauten wir zusammen, welche Möglichkeiten es gibt, um die alles andere als optimale Situation anzugehen. Die Lösung war ein zinsloses Darlehen von der Schule, damit ich neben dem Studium nicht mehr ganz so viel arbeiten musste. Das war die richtige Unterstützung im richtigen Moment!

Durch mein Alter konnte ich mein Studium recht pragmatisch anpacken und hin und wieder meinen kritischen Geist nur schlecht verheimlichen - was nicht immer auf reine Gegenliebe stiess. Auf jeden Fall genoss ich die Pionierzeit des BSc in Physiotherapie im Mäander-Gebäude an den Geleisen: Es gab im ersten Jahrgang auch immer wieder mal „Chaos“, aber im Gegenzug hatten wir wohl noch deutlich mehr viel Freiheiten als heute. Es war ein Geben und Nehmen und alles in allem hat das Studium viel Spass gemacht.

 

Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen? Wie sind ihre Zukunftspläne? Was ist ihr Traumjob?

Seit eineinhalb Jahren bin ich nun selbständig und das mittel- bis langfristige Ziel ist es, mein Geschäft zu festigen und zu konsolidieren. Im weiteren Verlauf möchte ich ein spezialisiertes Team aufbauen: Ich stelle mir vor, dass wir dann mindestens zu zweit sind und bodytransform.ch täglich von 6 Uhr bis 22 Uhr geöffnet sein kann. Also dasselbe wie jetzt, aber mit etwas weniger Belastung auf einer Person und noch etwas mehr Kunden.

Wenn sich die geschäftliche Situation etwas entspannt und ich auch wieder etwas mehr Zeit für mich habe, würde ich zudem gerne den bereits mal begonnenen Master of Science in Health&Fitness an der Universität Salzburg machen und vielleicht noch ein zweites Buch schreiben. Weitere Projekte liegen zudem bereit in der Schublade, aber eins nach dem anderen.

 

Mein Tipp an heutige Studierende.

Nutzt die Möglichkeit im praktischen Unterricht und in den Praktikas, so viel "Hands-on" Erfahrungen wie nur möglich zu sammeln. Wissenschaftliches Arbeiten in allen Ehren, aber Studien lesen könnt ihr auch später noch. Nutzt eure Hände mindestens ebenso viel wie euren Kopf.

Pflegt einen kritischen Geist.

Habt Spass und geniesst das Studileben!

 

Hier arbeite ich:

bodytransform.ch

Mein Rücken-Coach (Beobachter Verlag)