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Mein Berufsalltag als Hebamme


02. Oktober 2014

Kathrin Sauter - Hebamme im Triemlispital in Zürich

Nach dem Bachelorstudium machte Kathrin Sauter (26) einen Monat Ferien, bevor sie als Hebamme im Stadtspital Triemli ihre erste Stelle antrat. Das war vor zwei Jahren, im Herbst 2012. Im Triemlispital begleitet sie zusammen mit rund 40 anderen Hebammen etwa 2'000 Geburten pro Jahr. Vor kurzem wurde sie zur Fachverantwortlichen befördert. 

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

Wenn ich Frühdienst habe, klingelt bei mir in Aadorf um etwa 5 Uhr früh der Wecker. Mit S- und Üetlibergbahn bin ich dann etwa zwei Stunden später am Triemlispital in Zürich. Ich arbeite in einem Team mit etwa 40 Hebammen in sechs Gebär- und vier Vorbereitungszimmern. Pro Jahr helfen wir im Schnitt 2'000 Müttern (und Vätern) bei der Geburt ihres Kindes. Die Frühschicht beginnt um 7 Uhr mit der Übergabe der Patientinnen. Den 5- bis 10-minütigen Rapport halten wir zusammen mit den Hebammen der Nachtschicht vor der grossen Tafel, auf der alle Namen der Patientinnen geschrieben stehen. Eine erfahrene Hebamme übernimmt jeweils die Schichtleitung und koordiniert, wer was macht, wer welche Frauen nimmt, wo die Praktikantin mitgehen kann und so weiter. Nach der Verteilung der Patientinnen studiere ich das Dossier der Frauen, die ich in meinem Dienst betreue und gehe dann zusammen mit der Nachtschicht-Hebamme bei diesen Frauen vorbei, um die Übergabe zu machen. In einem Dienst betreue ich meistens zwei bis vier Frauen. Demnach richtet sich mein Alltag ganz danach, was gerade los ist. Und das ist meistens recht viel! Eine Geburt geht beim ersten Kind etwa 10 bis 14 Stunden, weshalb es im Geburtsprozess fast immer einen Schichtwechsel gibt. So wird bei der Zuteilung der Patientinnen auch darauf geachtet, dass eine Hebamme nicht zwei aufwändige Frauen gleichzeitig betreut. So betreue ich zum Beispiel auch eine Frau während einer Schwangerschaftskontrolle oder eine Frau, die noch ganz früh im Geburtsprozess ist. Da besteht meine Aufgabe darin, zu tasten, wie das Baby im Bauch der Mutter liegt, die Herztöne des Ungeborenen zu kontrollieren und mir ein Bild über den Gesundheitszustand der Frau zu machen. Zusätzlich betreue ich zum Beispiel eine Frau kurz vor oder während der Geburt. Bei der Geburt muss ich zum Beispiel Infusionen stecken, Blutentnahmen machen, die Patientin beobachten, begleiten und unterstützen, manchmal eine Massage geben und auch ihren Partner miteinbeziehen. Bei einer "guten" Geburt kommt die Dienstärztin nur für die letzten fünf Minuten dazu, bei Komplikationen muss sie aber jederzeit verfügbar sein.

Nach der Geburt bleibt die Frau noch zwei bis drei Stunden bei uns in der Gebärabteilung und ich kümmere mich um sie, ihr Kind und ihren Partner. Danach übergeben wir sie an die Pflege und die Patientin geht auf die Wochenbettstation, die bei uns im Triemli "Mutter-Kind-Station" heisst.

Das Dokumentieren ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit: ich muss einen Eintritt schreiben, den Verlauf, die Medikamentation, Blutuntersuchungen und so weiter. Es gibt viel Schreibarbeit und in der Schlussphase der Geburt gibt es meistens keine Zeit mehr dafür. Das mache ich dann jeweils nachher, wenn es wieder etwas ruhiger ist. Um 14.30 Uhr kommt die Spätschicht und es folgt der Rapport und die Übergabe an die Spätschicht. Bis 16 Uhr habe ich Zeit, alles fertig zu dokumentieren, Emails zu beantworten, den anderen zu helfen oder etwas zu Mittag zu essen. So um 17 oder 18 Uhr bin ich dann wieder zu Hause.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf? Gibt es etwas, das Sie nicht gerne machen?

Im Gegensatz zu den anderen Berufsgruppen im Gesundheitsbereich habe ich als Hebamme normalerweise mit gesunden Menschen zu tun. Das ist eine Besonderheit im Spitalalltag. Dazu kommt, dass die Geburt eines Kindes meistens den Beginn eines von den Eltern erwünschten neuen Lebensabschnitts markiert. Ich finde es sehr spannend, die werdenden Eltern bei diesem Übergang begleiten zu dürfen.

Mir gefällt aber auch der sehr physische und handwerkliche Aspekt meines Berufes als Hebamme. Ich muss häufig richtig Hand anlegen und zupacken. So ist die Hebammenarbeit für mich immer sehr vielseitig und spannend: Fachwissen, Teamwork, soziale Kompetenz, körperlicher Einsatz und Erfahrung sammeln.

Was hingegen anstrengend sein kann, ist, wenn aus einer normalen Geburt plötzlich ein Notfall wird, wenn es plötzlich um Leben und Tod geht. Dieser Wechsel zwischen Lebensanfang und Lebensende ist dann sehr nervenaufreibend. Da bin ich froh, dass es das nicht so häufig gibt.

 

Was haben Sie nach Ihrem Studium gemacht?

Ich habe den Bachelor in Hebamme 2012 abgeschlossen. In Wil habe ich mein letztes Praktikum absolviert. Weil dort nach meinem Abschluss im Sommer ein personeller Engpass bestand, konnte ich für zwei Monate zu 90% als Hebamme weiter arbeiten. Danach machte ich einen Monat Ferien bevor ich mich auf meine jetzige Stelle im Triemlispital bewarb. Das war im Herbst 2012. Seither arbeite ich in der Maternité im Triemli und seit einem Jahr bin ich eine der fachverantwortlichen Hebammen auf unserer Abteilung. Die Fachverantwortliche ist eine Art Sprachrohr für das Team und verantwortlich für die Qualitätssicherung.

 

Wie empfanden Sie den Einstieg ins Berufsleben? Gab es Überraschungen?

Mein eigentlicher Berufseinstig war für mich meine Stelle im Triemli in Zürich. Hier war ich nun plötzlich allein bei der Geburt, lernte den aufwendigen Dokumentationsprozess und den hektischen Spitalalltag in einem Grossspital kennen. Das war für mich am Anfang schon etwas ungewohnt, aber es war auch schön, Teil eines grossen Teams zu sein. Das war mir vorher nicht so bewusst. Im Triemli sind das immerhin fast 40 Hebammen.

 

Was ist Ihnen aus Ihrer Studienzeit besonderes in Erinnerung geblieben?

Wir waren der erste Hebammen-Studiengang und alles war noch neu, auch für die Dozierenden. So wirkte einiges noch nicht so ganz abgesprochen und es gab viele Wiederholungen.

Besonders gut in Erinnerung geblieben sind mir die Praktika. Da spürte ich schon eine gewisse Skepsis der älteren Hebammen gegenüber uns Bachelor-Absolventinnen. Wir mussten uns im Praxisalltag erst bewähren. Das scheint auch gelungen zu sein - die Skepsis hat sich aus meiner Sicht heute gelegt.

 

Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen? Was sind Ihre Zukunftspläne? Was ist Ihr Traumjob?

Mein Abschluss liegt ja noch nicht so lange zurück. Im Moment gefällt es mir sehr gut hier im Triemli.

Ich habe meine Augen aber immer offen, wie ich mich beruflich weiter entwickeln kann: Vielleicht möchte ich einmal eine Weiterbildung besuchen, ich denke manchmal auch über eine freiberuflichen Tätigkeit als Hebamme nach. Konkret ist aber noch gar nichts von alldem. Im Moment gefällt mir einfach mein Job als Hebamme hier am Triemli.

 

Mein Tipp an heutige Studierende.

Geniesst die Zeit während des Studiums! Die Abwechslung von Unterricht und Praktika ist eine super Zeit. Wenn ich jeweils genug vom Lernen hatte, kam ein Praktikum und wenn das Praktikum zu anstrengend wurde, freute ich mich wieder auf die Schulbank. Da konnte ich mich dann immer wieder mit meinen Studienkolleginnen austauschen. Das ist nachher im Job nicht mehr so selbstverständlich und muss aktiv gepflegt werden. Der Schichtbetrieb macht das nicht immer ganz einfach.

Geniesst also die Zeit an der ZHAW!

 

Hier arbeite ich:

Geburtshilfe Stadtspital Triemli, Zürich