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Mein Berufsalltag als Ergotherapeutin


03. Juni 2014

Barbara Suter Loretan - Ergotherapeutin im Aarhus

Gleich nach dem Bachelorstudium bewarb sich Barabara Suter Loretan (32) auf eine Stelle als Ergotherapeutin in der Stiftung Aarhus in Bern, wo es ihr auch heute, nach knapp fünf Jahren, noch immer super gefällt. Im Wohnheim für körper- und mehrfachbehinderte Jugendliche arbeitet sie in einem interprofessionellen Team mit  Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden, Heil- und Sozialpädagogen.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?

Mein Wecker klingelt ziemlich früh seit ich wieder im Wallis wohne. Um 5.40 Uhr fährt mein Zug nach Bern, wo ich seit meinem Studium an der ZHAW arbeite. Kurz nach sieben Uhr bin ich in der Stiftung Aarhus, einer Sonderschule mit Internatsangebot für Kinder und Jugendliche mit einer Körper- oder Mehrfachbehinderung. Mein Tagesablauf wird vom Stundenplan der Jugendlichen bestimmt: Am Morgen und Nachmittag haben wir jeweils Therapien. Dort schauen wir zusammen, wie die Jugendlichen Aktivitäten des täglichen Lebens mit ihrer Behinderung besser meistern können. Dabei arbeite ich oft mit dem Orthopädie-Techniker zusammen, um z.B. einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe für "meine" Patienten anzupassen. Die ältesten Jugendlichen darf ich auf ihrem Schritt ins Berufsleben begleiten. So trainieren wir zusammen spezifische Fähigkeiten wie z.B. das 10-Fingersystem für jemanden, der gerne im Büro arbeiten möchte. Die Zusammenarbeit mit den Patienten und den Spezialisten macht mir viel Spass!

 

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf? Gibt es etwas, das Sie nicht gerne machen?

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für mich ein grosses Plus! Ich fühle mich im grossen Team von Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden, Heil- und Sozialpädagogen gut aufgehoben. Es macht mir Spass, zusammen mit dem Team und den Patienten gemeinsam Ziele zu entwickeln und diese dann auch in die Tat umzusetzen.

Z.B. ist vor kurzem einer der Sozialpädagogen auf mich zugekommen, weil eine Jugendliche morgens oft zu spät zum Unterricht kommt. Bald fanden wir heraus, dass das daran liegt, dass sie Probleme hat, sich morgens für den Unterricht rechtzeitig parat zu machen, insbesondere sich zu waschen. Daraufhin habe ich mit der Patientin in der Einzeltherapie ihr konkretes Handlungsproblem ("Problem") angeschaut und dann zusammen mit ihr eine Lösung erarbeitet.

Was mir manchmal weniger Spass macht, ist die Büroarbeit, vor allem das Dokumentieren von den Arbeitsschritten, obwohl ich weiss, dass das nötig ist und mir bei der Arbeit auch hilft. Auch schwierig finde ich die ganze Finanzierung der Therapien, welche von er IV immer mehr kontrolliert wird. Glücklicherweise bin ich angestellt und nicht selbstständig und kriege deshalb diese Problematik weniger direkt mit.

 

Was haben Sie nach Ihrem Studium gemacht?

Ich begann direkt nach dem Abschluss an der ZHAW in der Stiftung Aarhus in Bern als Ergotherapeutin zu arbeiten. Die 80%-Stelle war auf der Website des Ergotherapeutinnen-Verbandes Schweiz (EVS) ausgeschrieben.

So brach ich meine Zelte in Winterthur ab und zog nach Bern, wo ich bereits im August meine erste Stelle antreten durfte. Das war ideal und ein super Einstieg ins Berufsleben.

Dort arbeite ich nun seit fünf Jahren. Inzwischen bin ich Mutter geworden und habe mein Pensum zwischenzeitlich auf 40% reduziert.

 

Wie empfanden Sie den Einstieg ins Berufsleben? Gab es Überraschungen?

Ich hatte ja einen nahtlosen Übergang vom Studium ins Berufsleben. Das ging super gut. Ich brauchte dann allerdings einige Zeit, um mich einzuarbeiten, herauszufinden, wie, was hier am neuen Arbeitsort funktioniert. Als ich begann, waren die wenigen Computer im Haus nicht miteinander vernetzt, es gab kein "Intranet". Eine Datenbank mit elektronischer Dokumentation oder Wegweisungen und Anleitungen, die mir bei der Arbeit sehr nützlich gewesen wären, gab es kaum. Heute sieht das zum Glück anders aus. Ich musste damals viele Informationen bei den verantwortlichen Personen mündlich abfragen. Dies war für mich als Neuling nicht immer sehr klar und transparent und erschwerte meine Einarbeitungszeit.

 

Was ist Ihnen aus Ihrer Studienzeit besonderes in Erinnerung geblieben?

Ich habe die Zeit an der ZHAW sehr genossen und konnte gute Freundschaften schliessen. Besonders in Erinnerung ist mir, dass mein Ergotherapie-Studiengang damals der erste seiner Art war. Das merkte man daran, dass die Organisation noch in den Kinderschuhen steckte und manchmal unsicher und unkoordiniert war. Positiv wirkte sich das aber so aus, dass wir Studierenden selber einiges am neuen Studiengang mitgestalten konnten.

 

Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen? Was sind Ihre Zukunftspläne? Was ist Ihr Traumjob?

Noch vor einem halben Jahr haben ich und mein Mann uns für ein Auslandjahr in Kanada interessiert. Wir hätten beide ein Jobangebot gehabt, konnten dann aber leider nicht gehen wegen der Aufenthaltsbewilligung. Da ich momentan wieder schwanger bin, werde ich nochmals ein halbes Jahr aussetzten und danach wieder im Aarhus zu 40% arbeiten. Das ist zum grossen Glück gut planbar und geht auch mit dem Jahresplan gut auf. Was dann kommen wird, werde ich sehen!! Ich lasse mich gerne überraschen, was mein Beruf noch alles Spannendes zu bieten hat. 

 

Mein Tipp an heutige Studierende.

Geniesst die Zeit an der ZHAW, auch wenn es manchmal etwas anstrengend ist! Ich fand das Schönste die Abwechslung von Schul- und Berufsalltag im Praktikum. Wenn ich die Nase voll hatte von der Schulbank, kam wieder ein Praktikum und wenn mir der Berufsalltag zu viel wurde, freute ich mich wieder auf den Unterricht. 

Darum mein Tipp an die Studierenden: Geniesst das Studium, die Freundschaften und das Studentinnen-Leben in Winterthur!

 

Hier arbeite ich:

Stiftung Aarhus, Bern


Anregungen und Feedback zu "Mein Berufsalltag als..." an online.gesundheit@zhaw.ch