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News

STUDIENREISE ‘NEPAL 2014’ DER BMN - FACHSCHULE Erfahrungsaustausch im Bereich der Wöchnerinnen- und Säuglingspflege

Im letzten Frühjahr haben Nasma Scheibler-Shrestha (BMN Fachschule für Babymassage in der Newar-Tradition) mit ehemaligen Kursabsolventinnen eine 3 1/2 wöchige Studienreise nach Nepal unternommen.

BERICHT  DER  REISELEITUNG

Ziel der Reise

Seit vielen Jahren bestand in unserer Fachschule die Idee einer Studienreise nach Nepal für Schulabsolventinnen und praktizierende Kursleiterinnen. Wir wollten ihnen zeigen, wie die traditionelle Babymassage in Nepal heute noch ausgeübt wird, was heute davon noch vorhanden ist und wie Säuglinge heute dort gepflegt werden.
Anfangs 2013 haben wir uns entschieden, eine solche Fachstudienreise für interessierte ehemalige Schülerinnen der BMN-Schule anzubieten. Nach intensiven Vorbereitungen lag im Frühjahr 2014 ein dreieinhalbwöchiges Reiseprogramm bereit. Ziel der Reise war, die Schweizer  Babymassage Fachfrauen (Absolventinnen der BMN-Fachschule) mit traditionellen Hebammen in Nepal bekannt zu machen um ihnen einen Gedanken- und Erfahrungs-Austausch zu ermöglichen.
Der sehr persönliche Einblick ins Familienleben der Nepali im und ausserhalb des Kathmandutals war nur möglich durch das gute Vertrauensverhältnis, das die Schulleiterin Nasma Scheibler-Shrestha bei den lokalen Familien genoss.

Vorbereitungen

Gespräche mit Hebammen im Kathmandutal

Das Auffinden von noch aktiven, traditionellen Hebammen der Volksgruppe der Newar im Kathmandutal stellte ein grosses Problem für die Vorbereitung unseres Programmes dar. Es zeigte sich, dass nur noch sehr wenige Newar-Frauen mit ihrem originalen Wissen ihrem Beruf nachgehen. Kontaktpersonen, die in der Bevölkerung als Vertrauensleute gelten, vermittelten uns Adressen von traditionellen Hebammen, die Interesse zeigten, mit  den Schweizer Berufskolleginnen zu diskutieren.
Diese Begegnungen waren das zentrale Thema unserer Reise. Um die Gespräche vorzubereiten, erstellten die Schweizer BMN-Fachfrauen schon vor Reisebeginn individuell Fragelisten zum Thema der Berufsausübung der Hebammen in Nepal. Diese Fragen wurden von der Reiseleitung überprüft, sortiert und in einen gemeinsamen  Fragekatalog eingearbeitet. Auch wurde ein analoger Fragekatalog erstellt als Diskussionsgrundlage für die Gespräche mit den spital-internen Hebammen und Pflegefachfrauen. 
Die Vorbereitung dieser Fragelisten ermöglichte eine erste Einstimmung in den ‘Interkulturellen Diskurs’. Alle Fragen, die in der zu besuchenden Kultur nicht verstanden werden könnten, zu Missverständnissen hätten führen können, mussten eliminiert oder umgeschrieben werden, weil unterschiedliche Werte und Glaubensgrundsätze sowie ganz andere Religionshintergründe zu Missverständnissen führen. Das Auffinden von noch aktiven, traditionellen Hebammen der Volksgruppe der Newar im Kathmandutal stellte ein grosses Problem für die Vorbereitung unseres Programmes dar. Es zeigte sich, dass nur noch sehr wenige Newar-Frauen mit ihrem originalen Wissen ihrem Beruf nachgehen. Kontaktpersonen, die in der Bevölkerung als Vertrauensleute gelten, vermittelten uns Adressen von traditionellen Hebammen, die Interesse zeigten, mit  den Schweizer Berufskolleginnen zu diskutieren.

Vorträge und praktische Übungen

Um einzelne Themen vertiefter zu bearbeiten, planten wir ein viertägiges Seminar im Namo Buddha Resort. Kompetente Fachleute wurden eingeladen, um zu referieren und in die Praxis einzuführen:

  • Ayurveda

Die Ernährung der Wöchnerinnen aus der Sicht von Ayurveda

  • Cranio-Sacral-Therapie

Die Bedeutung der ‚sanften Berührung’ aus der Sicht der Cranio-Sacral-Therapie

Exkursion
Um die BMN-Fachfrauen nicht ausschliesslich in Mutter- und Kindpflege der Volksgruppe der Newar einzuführen, planten wir eine dreitägige Exkursion ausserhalb des Kathmandutals in entlegene Dörfer der Magar, um dort das Thema Mutter- und Kindpflege in ‘Nicht-Newar-Dörfern’ vorzuführen. Diese Besuche sollten die Unterschiede in der Pflege aufzeigen. Zugleich wollten wir den Reiseteilnehmerinnen vorführen, wie das karge, einfache und mit vielen Entbehrungen verbundene Leben in abgelegenen Gebieten Nepals auch heute noch ist.

Logistisches
Für die Planung zu Transport und zur Durchführbarkeit vor Ort, für das Erstellen von Kontakten zu Vermittlern, Informanten, Dolmetschern, Unterkunfts- und Verpflegungsfragen, etc. verbrachten Nasma und Giovanni Scheibler zwei Wochen im Dezember 2013 vor Ort. Die Tatsache, dass sich in Nepal nur schwer Termine über lange Zeit im Voraus festlegen lassen, forderte von uns bei Planung und Durchführung öfters Improvisationen.

Kostenplanung

Hohe Qualitätsansprüche - niedrige Reisekosten  
Die Reisekosten je Teilnehmerin sollten möglichst niedrig anfallen, die Qualität des Angebotes jedoch möglichst optimal. Darum musste das ganze Vorhaben auf der Kostenseite in mehreren Stufen geschätzt, überprüft und schrittweise präzisiert werden. Dank der guten Vernetzung und der guten Kontakte vor Ort konnten wir als Reiseleitung immer auch kostengünstige Lösungen anstreben und mit dem Verzicht auf ein Leiterhonorar erreichten wir schlussendlich einen sehr tiefen Kostenstand. 
Von der ersten Kostenschätzung von CHF 4-5’000.00 je Reiseteilnehmerin bis zum definitiven Kostenvoranschlag von CHF 3’500.00 (plus 500.00 Reserve) war es ein weiter Weg, bei dem wir immer bestrebt waren, die Reisekosten möglichst niedrig zu halten, ohne auf wesentliche Qualitäts-Ansprüche verzichten zu müssen.

Ein Rucksack voller Programme

Die Studienreise fand vom 21. März bis 13. April 2014 statt mit 20 Arbeitstagen.  An 17 Tagen widmeten wir uns unserem zentralen Thema. Dabei nutzten wir jeweils die Vormittags-stunden für Befragungen und Besuche fachlicher Art, die Nachmittage waren den kulturellen, architektonischen und städtebaulichen Besichtigungen gewidmet, die Abendstunden nutzten wir für die schriftliche Verabeitung  des Tagesablaufs. Die restlichen Tage waren frei verfügbar für individuelle Aktivitäten, für weitere Besichtigungen, Besuche, für Bazar-Erlebnisse, Foto-Safaris, Einkaufsbummel, etc.
Das Programm war anspruchsvoll, voll bepackt mit Team-Aufgaben, mit Wissensvermittlung und Austausch an Informationen. Die Reisegruppe bewältigte diese Anforderungen mit Durchhaltewillen. 

Resultate der vier Arbeitsthemen

Die vier Arbeitsthemen und die Resultate dazu sind hier kurz skizziert. Detailinformationen können den ausführlichen Tagesrapporten der Reiseteilnehmerinnen entnommen werden, ebenso sind die Arbeits-/ Tagesabläufe darin aufgeführt.

1. Befragung der traditonellen Hebammen bei den Newar

Insgesamt wurden 10 Hebammen in verschiedenen Newar-Städtchen befragt.

  • Generell ist ihr Wissen und ihr Tätigkeitsbereich eine reine Frauendomäne.
  • Ihr Alter variierte zwischen 56 und 95 Jahren.
  • Nur noch sehr wenige Frauen üben diesen Beruf aus.
  • Meistens erhielten sie das Fachwissen von ihren Schwiegermüttern.
  • Generell wollen sie ihr Wissen nicht in der Öffentlichkeit verbreiten.
  • Als Entschädigung erhalten sie meistens Naturalgaben, wie Reis, Getreide, Kartoffeln, etc, selten werden sie für ihre Dienste mit Geld bezahlt.
  • Im Allgemeinen ist ihnen die Entschädigung eher nebensächlich.
  • Sie bilden nur noch selten Nachfolgerinnen aus.
  • Ihre Schwiegertöchter interessieren sich oft nicht mehr für diesen Beruf, weil er heutzutage
    - ein geringes gesellschaftliches Ansehen hat,
    - eine schlechte Entlöhnung bietet ,
    - sie in der Ausübung ihres (Erst-) Berufes hindern könnte.

Aus unseren Befragungen schliessen wir,  dass dieser Beruf stark gefährdet ist, ja, dass er aussterben könnte, und damit ein umfassendes Wissen um Mutter- und Kindpflege verloren gehen könnte. In den Newar-Familien wird diese Tradition leider nicht mehr gross beachtet und in der Öffentlichkeit ist dementsprechend nur ein geringes Interesse vorhanden an der Unterstützung und Förderung dieses traditionellen Berufes. 
Hingegen sehen wir eine Möglichkeit der Weiterentwicklung dieses Berufes mit Hilfe eines kombinierten Angebots von Spitalgeburt und Begleitung durch traditionelle Hebammen im Spital, sowie Begleitung und Betreuung vor und nach der Geburt bei der Wöchnerin zu Hause.
Aufgefallen ist uns bei den Befragungen, wie gross das Interesse der übrigen Familienmitglieder im Laufe des Interviews jeweils wurde, wenn sie unseren Befragungen, Gesprächen und Diskussionen zuhörten und uns dabei genau beobachteten, ja,  wie die jungen Frauen, Töchter oder Schwiegertöchter, schlussendlich sogar an den Diskussionen teilnahmen.

2. Besuch bei ‘Nicht-Newar-Familien’

Die dreitägige Exkursion zu abgelegenen Magar-Dörfern war für die Reiseteilnehmerinnen zum Teil sehr ungewohnt, doch hat sich der Aufwand in Bezug auf unsere Aufgabenstellung gelohnt, weil wir in Erfahrung bringen konnten, wie Mutter- und Kindpflege in anderen Volksgruppen erfolgt.
Auch da gibt es traditionelle Hebammen, die ihr Wissen den Familien zur Verfügung stellen. Sie begleiten die Wöchnerin bis zum Reinigungsritual nach dem Wochenbett. Auch massieren und pflegen sie die Neugeborenen. Von Pflege der Wöchnerin sprachen sie nicht, ausser einer speziellen Ernährung für diese, einen Mutterschaftsurlaub kam für sie meistens nicht in Frage, da das Elternhaus der Wöchnerin sehr oft für sie zu weit entfernt war.

3. Seminare zu den Vertiefungsthemen

Die beiden Seminare stiessen bei den Teilnehmerinnen auf grosses Interesse. Dank der Ruhe im abgelegenen Resort von Namo Buddha war ein konzentriertes Arbeiten möglich. 

Ayurveda / Homöopathie 
Frau Dr. Bina Acharya gab eine präzise Einführung mit Vortrag und Workshop ins Thema Ayurveda und Homöopathie für Wöchnerinnen. Dabei stand die Ernährung für die Wöchnerin und die stillende Mutter im Vordergrund. 
Dieses alte Wissen ist Teil  der Newar-Familientradition und war darum von besonderem Interesse für unser Arbeitsthema. Im Workshop konnten die Teilnehmerinnen unter Anleitung der Vortragenden ein Gericht nach Ayurveda – Regeln zubereiten: eine Suppe für Wöchnerinnen, die milchfördernd ist und auch geeignet zur Rückbildung.

Craniosacral Therapie für Neugeborene
Stephan Reiter, ein erfahrener Leiter einer Craniosacral-Therapie-Praxis, führte in die Problematik des schreienden Babys mit Geburtstrauma ein. Er zeigte in einer ausführlichen Lektion an lokalen, traumatisierten Babys auf, wie mit Hilfe der Craniosacral-Therapie die Säuglinge behandelt werden können. Mit sehr ruhigen Bewegungen veranschaulichte er dabei, wie wichtig die Kraft der sanften Berührung ist. Der anschliessende Workshop erlaubte es allen Teilnehmerinnen, eine Selbsterfahrung in einer  Craniosacral-Therapie-Behandlung zu erleben. 

4. Kontakte mit Spitälern

Spital in Dhulikhel 
Das Spital ‚Kathmandu-University-Teaching-Hospital’ weist einen hohen Standard auf an Organisation, Hygiene und Sauberkeit. Bei den zwei Besuchen in Dhulikhel waren wir davon sehr beeindruckt. 

Als erstes besichtigten wir in den grossen Eingangs- und Wartehallen eine permanente Ausstellung zum Thema BMN. Sie wurde vor zehn Jahren gestiftet von unserer BMN-Fachschule. Anschliessend erfolgte eine Besichtigung von verschiedenen Spitalabteilungen: der Geburtsabteilung, des Kreisssals, der Wöchnerinnenabteilung, etc. Das Ärzteteam, Dr. Rajendra Koju, Dr. Abha Shrestha und Chandra Yogal, Manager of Community Programm, betreute und führte uns dabei. Ebenfalls wirkten die, in Innsbruck ausgebildeten und diplomierten Hebammen, Ashma Shretsha und Sumitra Sonam mit. Mit einer Präsentation informierte uns das Ärzteteam über Gründung, Entstehung, Aufbau und heutige Aktivitäten des Spitals. In der Wöchnerinnenabteilung konnten unsere Reiseteilnehmerinnen den Spital-Hebammen und Ärztinnen eine BMN-Massage vorführen, so wie sie das in der Schweiz  in der BMN-Schule  gelernt hatten. Auch demonstrierten sie, wie man das traditionelle ‚Bauchbindetuch’ der Newarfrauen, das ‚Djani’, auf einfache Weise als Baby-Tragetuch benutzen kann. 
Nach diesem Austausch von Informationen und Fachwissen entstanden jeweils interessante Gespräche und Diskussionen. Höhepunkt der beiden Spitalbesuche war die Audienz beim Gründer und Leiter des  Spitals, Dr. Ram Shrestha, der uns in seiner Funktion als Prorektor der Kathmandu University zu einem Gespräch in die Uni einlud.

Spital in Banepa
Mit einer separat angesetzten Besichtigung und Führung im HRDC-Spital (Hospital and Rehabilitation Centre for Disabled Children) führte uns Dr. Bibek Banskota durch das Spital. Wir waren beeindruckt von den Erfolgen, die mit Hilfe von chirurgischen Eingriffen für die meist noch jungen Patienten realisiert wurden.

Zur unserer Arbeitsweise

Die Studienarbeit war als Teamarbeit aufgebaut. Was tagsüber einzeln oder in Kleingruppen bearbeitet wurde, konnte am Abend jeweils allen in einer Teamsitzung vermittelt werden. Der ganze Ablauf unserer Feldstudien, insbesondere die Befragungen der Hebammen haben die Teammitglieder    anschliessend in eine erste Fassung  eines gemeinsamen Tagebuches eingearbeitet, so dass dieses  am Ende der Reise bereitlag für eine Weiterbearbeitung. 

Hinweis auf Zeitungsartikel

Zwei Journalisten-Teams haben uns während unserer Reise interviewt und Artikel zur BMN / Babymassage publiziert.

  • NEPALI TIMES: Reviving the Tradition of Baby Oil Massage www.nepalitimes.com
  • HIMAL KHABARPATRIKA: Nepali Babymassage im Ausland

Verdankungen

Wir danken, auch im Namen unserer Gruppe:

  • Narayan Krishna Chitrakar, der viel zur Organisation beigetragen hat. Ohne seine Hilfe wäre vieles nicht möglich geworden,
  • Susi und Robi Gröli für ihre Beratungen, Anregungen und Vorabklärungen,
  • Niels Gutschow und seiner Frau Wau für ihre Gastfreundschaft und fachliche Beratung,
  • Bijaya, Mohan und Puneswari, die tüchtigen Mitarbeiter im Haus Gutschow. Dank ihrer zuverlässigen Mithilfe konnten wir unsere Programme täglich zeitgerecht durchführen und beim Zurückkommen ins ‚Niels-Haus’ eintauchen in einen ‚Garten Eden’,
  • Kamal Bhatta, Himalaya Trekking, unser Flugvermittler,
  • Allen übrigen  treuen Helfern,  Beratern InformantInnen, GesprächspartnerInnen, Busfahrern, etc
  • Lea Diem, Reiseteilnehmerin, für ihre Yogastunden...

Spenden der Reiseteilnehmerinnen

Vor Reiseantritt konnten wir die Teilnehmerinnen für eine Unterstützungsaktion einer Alt-Kleidersammlung motivieren. Sie war gedacht hauptsächlich für die kleinen, mittellosen Patienten im HRDC-Spital in Banepa. Zur Unterstützung der Renovationsarbeiten in Harisiddhi, einem Newardorf im südlichen Teil des Kathmandutals, hat die Reisegruppe eine Geldspende abgegeben.

Reiseteilnehmerinnen

  • Cecchin Doris, Pflegefachfrau
  • Diem Lea, Bewegungspädagogin
  • Glaus Anita, Pflegefachfrau
  • Meister Verena, Mütterberaterin HFD
  • Uebach Imke, Dipl. Hebamme 

Reiseleitung

  • Scheibler-Shrestha Nasma, Schulleiterin BMN - Fachschule
  • Scheibler Giovanni, Dr sc techn ETH, Dipl-Arch ETH/SIA/ HTL, Co-Leiter BMN - Fachschule, Newar-Forscher

Reisehinweis

Die BMN-Fachschule plant 2015/16 eine weitere Reise:
‚Rituale bei den Newar im Zusammenhang mit Geburt, Mutter- und Kindpflege’

Die Verfasser: Zürich, 24. 06.2014

Scheibler-Shrestha Giovanni und Nasma, © bei den Verfassern

B M N FACHSCHULE FÜR BABYMASSAGE NACH DER METHODE VON NASMA SCHEIBLER - SHRESTHA Rütschistrasse 21, 8037 Zürich 044 / 361 21 95

nasma@bmn-newar.ch

www.bmn-newar.ch